„Atmen, Frau B., atmen!“
Ok, wie beschreibt man nun mit einem Wort, dass ich nun tiiief Luft holte und..atmete. Es war, als ob ich zuvor die Luft angehalten hätte,..gut, dann atme ich eben. Ich döste weg.
„Atmen, Frau B., Sie müssen atmen.“
Gleichzeitig schlug irgendwo ein Warnton an.
Was? Wie? Wo? Tiiief Luft holen, aatmen. Und weils so schön war, gleich noch einmal. Diese Spielchen wiederholte sich einige Male. Die Aufwachschwester kam zu mir und sagte mir, dass ich doch an mir runter sehen soll.
Öh,..ok,..hatte die Augen noch gar nicht richtig auf und dauernd dieses
– Atmen Sie. Sie müssen atmen- aber bitte. Ich, in der Aufwachstation, im Bett liegend, irgendwo angehängt, noch voller Drogen von der Narkose, sah also an mir runter und was sah ich? Eine verbundene Oberweite. Na toll. Und weiter? Was glaubte sie, dass ich nun sehen müsste? Der Verband war in weiß. Hatte sie vielleicht etwas draufgemalt- Herzchen, Smiley, ein Glückskleeblatt? Nöö, nix. Warum sollte ich…? Ich schlief wieder ein.
„Atmen!“… Schließlich fuhr man mich in mein Zimmer. Anscheinend hatte ich den Punkt, wo keine Gefahr mehr bestand, dass ich ohne Aufsicht nicht mehr atmen würde, überwunden.
Als ich aufwachte, sah ich nochmals an mir runter- oh, ok, der Verband wölbte sich, hieß das..? Im selben Augenblick kam mein Arzt/Chirurg bei der Tür rein.
„Wie geht es Ihnen? Sie haben sicherlich schon bemerkt, dass wir Ihnen nun doch gleich während dieser OP ein vorläufiges Silikon-Implantat eingesetzt haben. Ganz nach Ihrem Wunsch. Mamille ließ ich auch wie gehabt, wie gewünscht, konnte alles so machen, wie es Ihren Wünschen entsprach.“ Er sah mich freundlich an.
Ich versuchte zu lächeln.
„Danke!“
„Wenn sie zu Hause sind, und es Ihnen dann besser geht, wird die Hormontherapie begonnen. Bestrahlung fällt bei Ihnen ja ohnehin aus, war ja auch nicht vorgesehen und da nun das Ersatzimplantat drinnen ist, sowieso. Alles, alles Gute.“
Wieder zu Hause versuchte ich mich einigermaßen im Haushalt. Betonung auf versuchte. Nichts ging! Konnte kein Brot schneiden, allein das Aufsetzen funktionierte ohne die Hilfe meines Sohnes nur unter sehr starken Schmerzen bis gar nicht. Wie so ein Käfer, der auf dem Rücken liegt und mit aller Kraft bemüht, sich hochzustrampeln.
Am nächsten Tag bekam ich meinen Termin für die Bestrahlung.
^^
Ja, genau!
Ich telefonierte, vereinbarte einen Termin mit dem zuständigen Arzt beim Bestrahlungszentrum, diskutierte mit ihm. No na. Warum, weshalb, weswegen…Antwort: Ist so. Weil der Krebs nun zum 2. Mal aufgetreten ist.
Aha.
Meine Erwähnung, dass mir aber etwas anderes gesagt wurde, quittierte er mit der Aussage, dass ihn mein Chirurg/Oberarzt anrufen soll.
Aha.
(Also jetzt nicht, dass er ihn nun auf der Stelle selbst anrufen könnte..)
Ich fuhr zu meinem Oberarzt. Sind ja nicht alle im selben Spital und da ich noch nicht wirklich selber fahren konnte, musste ich zu meinen Terminen mit der Rettung gefahren werden. Und ja, es schmerzte schon noch.
Mein Oberarzt verstand das auch nicht. Ich vermittelte (das war an diesem Tag der einzige Grund, warum ich in die Klinik fuhr). Er möge bitte den anderen Arzt anrufen und sich mit ihm kurzschließen. Ich kam mir schon ein wenig seltsam vor. Mein Arzt rief also in meinem Beisein den anderen Herrn im weißen Kittel an. Dazu muss ich sagen, dass ich mich in der Zwischenzeit bei Dr. Google schlau gemacht hatte.
Und Gründe für eine Bestrahlung wären gewesen: Großer Tumor – war nicht der Fall, nicht operabel- war nicht der Fall, Brusterhaltende OP- war nicht der Fall, wenn es mehrere Tumore gab – war nicht der Fall, wenn es in der Brustwand eingewachsen war- war nicht der Fall, wenn die Achsellymphknoten befallen waren- war nicht der Fall, wenn es ein Rezidiv war- ok, das war der Fall!
Es war ja wieder aufgetreten. Jedoch gab es dafür auch eine radikale Operation und gleichzeitig bekam ich ein provisorisches Implantat eingesetzt (provisorisch deshalb, weil das Gewebe erst langsam gedehnt werden muss, hieß, ich musste alle paar Wochen in die Klinik, das fremde Teil in mir mit einer Salzlösung ein wenig auffüllen lassen. Bedeutete, es war im Teil, ein Magnet miteingebaut – gesund?- , welches genau anzeigt, wo die Nadel dann angesetzt werden muss, damit die Salzlösung auch an die richtige Stelle kommt. Magneten spürte ich übrigens, rieb jedes Mal, wenn ich den Arm bewegte), was extra noch gegen! eine Bestrahlung sprach.
Mein Arzt sah das genau wie ich. Sie diskutierten am Telefon! Sie diskutierten heftiger..okeeh..Ergebnis! Musste bestrahlt werden. Ich kam mir wie ein Versuchskaninchen vor. Mein Arzt schüttelte nur den Kopf. Hätte er das vorher gewusst, hätte er mir mein Implantat nicht eingesetzt. War ich die Allererste, die so eine OP hatte?? Gab es nicht eine Tumorboardbesprechung, wo auch der Strahlenarzt mit anwesend war? Fragen über Fragen.
Also nun doch Bestrahlung. Ich überlegte, ok. Dann machen wir das.
Apropos wir: An dieser Stelle ein grooooßes Danke an meine wirklichen Freunde, die in dieser Zeit für mich und meinen Sohn da waren! Ohne Euch wäre es doppelt so schwer gewesen und etliches wäre gar nicht gegangen. Sei es, dass ich zum Fahren war, sei es, dass für mich eingekauft wurde, sogar Kekse wurden gebacken (war ja zur Weihnachtszeit), dass ihr immer zum Aussprechen und Ausheulen für mich da wart!
❤ Danke! ❤
Also fuhr ich die folgenden 6 Wochen täglich mit einem Strahlentaxi in die Klinik und zurück. Hinfahrt ca 50 Minuten. Bestrahlungsdauer: 3 Minuten. (Vorausgesetzt man musste nicht warten. Variierte von 10 Minuten bis 2 Stunden, meist ging es aber sehr schnell). Rückfahrt 50 Minuten. Und ja, diverse Aussagen über eine Bestrahlung stimmen- so etwa, dass man sehr müde ist. Ist aber anders wie eine normale Müdigkeit. Ich fühlte mich des öfteren matt, müde, zu nichts zu gebrauchen.
Nach diesen zusätzlichen 6 Wochen kehrte ich wieder zurück in meinen Job.
Fortsetzung folgt…