Wie funktioniert eine japanische Toilette?
Ich muss zugeben, dass ich vor meiner ersten Japanreise schon einige Bedenken diesbezüglich hatte. Immerhin kann eine japanische Toilette bis zu 38 Funktionstasten haben. Ich wollte ja weder geduscht werden, noch Stunden am WC verbringen, um erstmal herauszufinden, wofür nun welche Taste ist.
Es gibt in Japan 3 Toilettentypen:
Hocktoiletten
Westliche Sitztoilette
Japanische Washlets
Und es ist alles halb so wild. Ich hatte zum Austesten weder einen Regenschirm aufgespannt, noch anderweitige Vorsichtsmaßnahmen getroffen 😀
Hier die wichtigsten Zeichen der wichtigsten Funktionen der Washlets, wie die japanischen Sitztoiletten noch genannt werden. Und nein, in der Norm steht es zusätzlich nicht auf Englisch.
Was jedoch oft dabei ist, sind die Bildzeichen unter den japanischen Schriftzeichen. Aber eben nicht immer – und von daher habe ich folgend nun einige der Zeichen und deren Bedeutung angeführt.
Was auch wichtig ist, um Missverständnisse zu vermeiden – sind die Zeichen für Frau und Mann.
Frau –
女 On'na
Mann –
男 Otoko
Toilette: Toire トイレ
Bidet: ビデ
‘Hintere Teile’ (Po – Wasserstrahl): おしり
Wasserdruck: 水勢
Wasserdruck niedrig/mittel/hoch: 弱 / 中 / 強
Stopp: 止 / 停止
Sitzheizung: 便座
Audio: 音量
Stoppt Audio: 音停止
Spülen: 流す
heiß (高), warm (中) oder kalt (低)
Beim Spülen gibt es oft die Möglichkeit der Wasserersparnis mit wenig oder mit viel Wasser zu spülen: „Klein, mit wenig Wasser“ (小) und „Groß, mit viel Wasser“ (大)
Hier ein Beispielbild einer Hocktoilette bzw. Zeichnungen. Man hockt sich mit dem Gesicht zur Wand bzw. in die Richtung, wo der Rand der Toilette etwas erhöht ist.
Ein Washlet, also eine japanische Sitztoilette ist eine Kombination eines westlichen WC’s, wie wir Europäer es eben kennen und der modernen Variante Japans, mit vielen Funktionen. Man könnte es auch ohne weiteres Erweiterung nennen.
Am besten gefiel mir die Sitzheizung, die es bei 99 % der Toiletten gab. Hat so eine Toilette viele Tasten, kann man damit folgendes einstellen: Sitzheizung (meist aber schon automatisch integriert), Wärmeregulierung, Reinigungsfunktion des hinteren Bereiches (Po), Wasserdruck, Wasserwärme, Position der Sprühvorrichtung, für Damen gibt es noch eine zusätzliche Sprühfunktion für den vorderen Bereich (Vaginaldusche), auch hier kann man von der Wärme bis zum Druck alles extra einstellen. Und keine Angst, dies geht erst los, wenn man auf der WC Brille sitzt. Nicht vorher. (..in der Norm .. 😉 )
Es gibt die „Geräuschprinzessin“ oder „Klangprinzessin“, eine Funktion, wo man die eigenen Geräusche während der Benutzung überdecken kann. Meist handelt es sich hierbei um das Geräusch einer Spülung (wobei man hier auch die Lautstärke einstellen kann), können aber auch andere Töne sein, wie z.B. das Zwitschern von Vögeln. Eigene Taste zum Stoppen. Es gäbe auch noch eine Taste zum Desinfizieren, zum Trocknen der vorangegangenen Waschung, vorne, hinten, sowie auch hier eine Stopp Taste. Auch kann man den Spülvorgang beeinflussen, indem man mit wenig oder mit viel Wasser spült. Hier gibt es auch mehrer Möglichkeiten um zu Spülen. Manchmal war ich wirklich am Suchen, der Panik nahe, die Vorrichtung dafür nicht zu finden…Keine Sorge, immer alles entdeckt 🙂
Manche Toiletten spülen automatisch, sobald man sich erhebt. Bei manchen gibt es neben oder hinten einen Hebel, den man betätigt. Hier findet man oft auch das Zeichen für wenig – oder viel Wasser. Manchmal ist es aber auch nur ein unscheinbarer kleiner Hebel aus Stahl, der irgendwo beim Wasserzulauf/-ablauf anzufinden ist. Dann gibt es noch einen Knopf, wo meist Flush drauf steht, da drückt man drauf, wenn man mit seinem Geschäft fertig ist. Und dann noch Flush – per Sensor, was ich meist in den Toiletten hatte. Einfach die Hand davor halten und es spült automatisch. Manchmal findet man in den Toiletten auch kleine Abfalleimer, wo diese sich ebenfalls mit einem Sensor öffnen und schließen lassen.
Was ich persönlich extra toll fand, war, dass es in jeder Frauentoilette, in einem öffentlichen Geschäft, Restaurant, U-Bahn Station usw. immer eine Ablage oder Haken für die Handtasche und die Einkäufe gab. Etwas, was ich in Europa nun schon ziemlich vermisse, da ich meine Sachen nicht wirklich auf den Boden abstellen möchte, es hierzulande oft aber keine andere Möglichkeit gibt.
Was zusätzlich noch ein Highlight war, ich hatte es jedoch nur in meiner Unterkunft, war, nachdem die Spülung getätigt wurde, das Wasser zum Auffüllen des Tanks von oben so in den Wasserbehälter lief, dass man sich damit die Hände waschen konnte. So war es nochmal effizient und bedeutete eine zusätzliche Wasserersparnis.
Die beheizte Klobrille ist ungeheuer angenehm, hat jedoch durch die Wärme den Nachteil, dass sich dadurch Bakterien leichter verbreiten können.
In der Regel hat man also nicht das Problem, wie auf diesem Foto – dennoch gibt es natürlich auch Papier in den Toiletten. Zuerst um den Sitz zu desinfizieren, dafür gibt es auch normalerweise ein eigenes Mittel an der Wand, welches man auf das Papier sprüht und damit die Klobrille reinigt. Zusätzlich kann man so ein Papier natürlich auch zum Nachtrocknen nach der Sprühreinigung verwenden. Vor allem, wenn es keine Trocknerfunktion gibt (oft mit Wellen gekennzeichnet). Hinweis: Dieses Papier ist wesentlich dünner, als man es in Europa kennt. Und auch nach der Benutzung kann man es zur Desinfektion verwenden.
Um sich die Hände zu trocknen, wenn es einen nachfüllenden Tank gibt, wo man sich die Hände waschen kann, gibt es einen eigenen Papierhandtuchhalter. In öffentlichen Bereich hatte ich diese aber nie entdeckt – dort gibt es im Waschraum immer Waschbecken mit Seife und extra Desinfektionsmittel. Und in der Regel gibt es auch einen eigenen Raum, ein eigenes Abteil, nur um sich zu Schminken, mit Spiegel und Ablage, so stört man niemanden und steht keinem im Weg, wenn man seine Schönheit nachbessern möchte. 🙂
Nun steht einer ungestörten Toilettenbenutzung in Japan nichts mehr im Wege und kann mit diesen Funktionen zu einem wärmenden und sehr entspannenden Aufenthalt am Örtchen werden!
Das ist ja fast schon eine Wissenschaft für sich ! 🙂
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😊 Ja beinahe. Sehr spannend. Glg
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Wow, welch ein Luxus, das ist ja super! Da geht man ja richtig gerne aufs Klo, lach! Nein, im Ernst, ich finde das wirklich klasse, und das hab ich in dieser Form noch nirgendwo gesehen! Danke für den interessanten Eintrag, echt klasse, ich wünsche dir einen schönen Sonntag, ganz liebe Grüße
Monika.
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Danke, ja, anfangs noch gewöhnungsbedürftig, wollte ich es später nicht mehr missen – aber auch die schönste Zeit geht mal zu Ende 🙂 Glg und wünsche auch dir einen erholsamen Sonntag
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Das ist ja sehr luxuriös, alleine der Toilettenbesuch. Dafür verwendet man in Japan anscheinend sehr viel Gedankenkraft. 😉 🙂
Diese Hock-Klos kenne ich auch aus Frankreich, Italien, den südslawischen Ländern und der Türkei. Die Römer hatten die auch. Anscheinend war das früher das gängige Modell.
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Ja stimmt, kenne diese auch aus dem Sinai, und in Japan gab es diese eben vor der High Tech Version. Aktuell gerne beide Varianten bei einer Station oder in einem Geschäft. Glg
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