Ich lese oft, dass Menschen sich selbständig machen, aussteigen, als Backpacker und digitale Nomaden um die Welt ziehen, Fotos machen und damit nun ihr Geld verdienen. Sie haben nun die Kontrolle über ihre Zeit, lernen neue Länder und Kulturen kennen und genießen nun ihr Leben ohne Stress und Druck. Fälschlicherweise entsteht dabei oft der Eindruck, dass diese Menschen nun stundenlang am Strand liegen, ab und an einen Blogbeitrag schreiben, schöne Fotos schießen und damit in Saus und Braus leben, ohne sich großartig anstrengen zu müssen. Würde das dann nicht jeder machen? Zumindest definitiv mehr Menschen, obwohl, Menschen dennoch an ihr Sicherheitsbedürfnis gebunden sind. An den vermeintlich sicheren Job.

Was mir aber auffällt, ist, dass dies meist Manager, gut bezahlte Geschäftsführerstellvertreterinnen, Marketingexperten, hochdotierte Webdesigner und Graphiker, Werbefachfrauen und – männer usw. sind. Also alles Personen, die ihren immer sehr gut bezahlten Job an den Nagel hängen und sich nun auf den Weg in ein neues Leben machen.
In der Norm ist das aber nun doch so, dass die Mehrzahl der Jobnehmer eben keinen extrem gut bezahlten Job haben – im Gegenteil. Gerade in Zeiten wie diesen, hat man zu kämpfen. Und oft sogar auch dann, wenn man seinen fixen Job hat. Extra Ausgaben sind nur selten und mit Mühe finanzierbar. Es ist für diese Menschen wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man überall liest, wie schön doch das Leben sein kann, indem man kündigt oder seine Firma verkauft und seinen Weg geht, immer mit einem großen finanziellen Polster. Wer würde das nicht wollen?

Genau. Beinahe jeder Mensch. Doch wie soll das gehen, ohne extra finanzielle Reserven? Ist dies überhaupt möglich? Oder soll man, wenn man eben nicht die Assistenz der Geschäftsführung oder Manager in einem großen Unternehmen ist, seinen Traum aufgeben und nun bis ans Ende seines Lebens seiner nicht unbedingt geliebten Arbeit bis zur Rente nachgehen und dann sterben?
Nicht unbedingt. Voraussetzung dafür ist natürlich immer, dass man sich auch tatsächlich verändern möchte. Toll wäre es, wenn man dies vor einem Burnout bewerkstelligt und noch bevor eine schwere Depression einsetzt. Und nein, Burnout gefährdet sind nicht nur gestresste Unternehmensleiter, sondern jeder einzelne Angestellter und Arbeiter, der seine Arbeit ernst nimmt und meist mehr als 100 Prozent gibt.
Der Angestellte, der in seiner Freizeit für die Firma arbeitet, meist unentgeltlich, der Arbeiter auf der Straße oder am Fließband, wo man oft in unterschiedlichen Schichten arbeitet, was eine zusätzliche Belastung für den Körper darstellt, Menschen im Pflegebereich, die für andere Menschen da sind, die Hausfrau, die rund um die Uhr für ihre Kinder und den Partner da ist und zudem noch darauf achtet, dass alle zu essen und frische Kleidung haben und man in einem halbwegs sauberen Haushalt lebt.
Wie soll man das nun konkret machen? Sein Leben ändern, sich in ein neues Abenteuer stürzen, ohne zu wissen, wohin der Weg einen führt.
Genau das ist es ja auch – ein Abenteuer. Und bis zu einem gewissen Grad braucht das jeder Mensch. Wenn man jahrzehntelang Tag Tagaus denselben Tagesablauf hat, ohne die geringste Abweichung und weiß, dass dies auch in den künftigen Jahren so ablaufen wird – stirbt man. Geistig, psychisch und schlußendlich auch physisch.

Du kannst natürlich einfach deinen Rucksack packen und einfach losgehen und unterwegs die Möglichkeiten nutzen, welche sich dir bieten – ob mit Gelegenheitsjobs, indem du deine Hilfe bei Haus- und Feldarbeiten anbietest, um Geld bettelst, oder auch versuchst, falls du etwas kannst, was du unterwegs präsentierst (z.b. Schnellzeichnen, Gitarre spielen usw.). Diese Variante ist dann aber doch ein wenig sehr abenteuerlich, wie ich finde.
Du kannst in deinem bisherigen Job zum Beispiel immer etwas zur Seite legen. Ein klein wenig geht immer – und zwar sollte es soviel sein, dass man praktischerweise damit einige Monate leben könnte, ohne Angst haben zu müssen, jederzeit die Wohnung gekündigt zu bekommen und auf der Straße leben zu müssen. Kann ein Weilchen dauern, denn schließlich hat Otto Normalverbraucher (nicht mein Lieblingsausdruck) monatlich nicht Unmengen an Geld zur Verfügung, welches man beiseite legen kann. Aber ein wenig geht immer. Ist man jobmäßig zeitlich nicht völlig überlastet, kann man sich auch für kurze Zeit einen Nebenjob suchen oder sich was einfallen lassen, damit man mehr Einnahmen als Ausgaben hat. Dies summiert sich und man hat ein kleines finanzielles Pölsterchen. Ist es jedoch schon so weit, dass man aufgrund seiner Arbeit gesundheitlich angeschlagen und vielleicht sogar schon im Krankenstand oder arbeitslos ist, hat man zwar weniger Geld, dafür mehr Zeit. In erster Linie achtet man nun auf seine Gesundheit. Was hilft alles andere, wenn es einem körperlich nicht gut geht? Erhole und regeneriere dich und überlege dir, was du dann machen möchtest, wenn du wieder genügend Energie und Motivation hast. Jedoch ist es auch so, dass die Motivation und auch die Power mit einem klar definiertem Ziel kommt. Ein Kreislauf – welcher in beide Richtungen funktioniert.
Kein Job oder eine unglücklich machende Arbeit nimmt dir Energie – dies ist ein enormer Energiefresser. Keine Energie – Null Motivation etwas Neues zu beginnen. Man fällt tiefer und tiefer und ist man erst einmal am Boden, kommt es einem so vor, als stünde jemand daneben und schaufelt ein Loch, damit man noch tiefer fällt. In diesem Zustand kann kein Mensch der Welt einen neuen Weg einschlagen, auch wenn er vom Verstand her weiß, dass er dies tun sollte.
Was nun?
1.) Gesundheit wieder herstellen – psychisch und soweit möglich physisch – oft gehen diese beiden Bereiche Hand in Hand. Geht es der Psyche wieder besser, verschwinden auf wundersame Weise auch manche körperliche Beschwerden. Kopfschmerzen, Magendrücken, Kreuzweh, undefinierbare Nervenschmerzen, Sodbrennen, Appetitlosigkeit und Heißhungerattacken können einige dieser Symptome sein. Panikattacken und Angstzustände können sich verbessern oder sogar ganz verschwinden. Dunkle Gedanken weichen positiveren.
2.) Ausarbeiten, was man gerne macht. Dies ist ein besondere Punkt, und mindestens einen eigenen Beitrag wert, da viele Menschen an dieser Stelle Schwierigkeiten haben, es herauszufinden.
3.) Ziel setzen. Ein sehr wichtiger Punkt. Wo möchtest du ankommen, wenn du nicht weißt, wo du hingehen sollst?
Ich weiß, dies ist nun erstmal alles ziemlich vage, jedoch erste Schritte. Bekanntlich beginnt ja jeder Weg mit dem ersten Schritt – sei er auch noch so klein – und glaube mir, diese drei Punkte sind alles andere als gering. Genauere Ausführung folgt auch gerne noch. Doch hiermit hat man erstmal einen Ansatz wie es funktionieren könnte.
Ich freu mich auf dich und —– hat dir heute schon jemand gesagt, dass du ein wundervoller Mensch bist? Wie? Nein?
Du bist ein wunderbarer und einzigartiger Mensch und du bist perfekt genau so wie du bist.